Beim Zehmer
- Josef Romir
- 9. Dez.
- 2 Min. Lesezeit
Heute: Familie Eschbaumer, Moosinning, Kirchenstraße
Früher: Moosinning, Haus Nr. 1 - davor: Haus Nr. 1, 2, 3

Der Hausname „Zehmer“ ist auf „Zehetmair“ zurückzuführen, Zehetmair auf „Zehent“.
Die Bezeichnung „Zehenthof“ besagt, dass der Besitzer dieses Hofes aus mehreren anderen Gütern den „Zehent“ erhielt.
Auszug aus der heimatkundlichen Stoff- und Beispielsammlung der Schule Moosinning (1959), Archivakt A 322/1-9a:
„Der Zehetmairhof liegt „am Perg“, den Sedlhöfen gegenüber. Er war von alters her frei von Steuern, Scharwerk und von der Gerichtsbarkeit des Pflegers in Erding. Folgendes konnte bisher über diesen zweifelsohne wichtigen Hof des Ortes (er ist heute noch der größte Hof Moosinnings, wenn man von den Besitzungen der Billesberger Mühle absieht) in Erfahrung gebracht werden:
1381 durch Stiftung der Herzöge Stefan, Friedrich und Johann von Oberbayern sollten jährlich gegeben werden „aus dem Zehenthof zu Inning und aus dem zehenten desselben Hofes der darein gehört 4 Pfund Münchner Pfenning an die Frauenkirche von Ramersdorf bei München".
Später war der Hof in Besitz der adeligen Familie Strauß, die auch dem Kloster St. Emmeram treue Dienste leistete (Die Strauß waren vermutlich verwandt zu den Thanhausern, wovon einer Probst in Inning (also Moosinning) und ein anderer Landrichter in Erding war.
1454 erteilte der Abt den 4 Kindern des Ulrich Strauß auf die vier nach St. Emmeram gehörigen Sölden, die aber Ulrich Strauß besaß, Erbrecht.
1516 verkaufte die Tochter des Heinrich Strauß den Hof mit samt dem „Zehent“ an ihre Base Margreth Raspin von Schwaben. Die Besitzer übten die niedere Gerichtsbarkeit über die Untertanen, die nur Leibrecht auf dem Hofe hatten, selbst aus.
1585 Ein Vorfall zeigt, wie sich die niedere Gerichtsbarkeit des Zehenthofes äußerte. Ein Zehmer (Sigmund Schweinhamer) hatte mit einem Gerichtsuntertanen in der Wirtschaft gerauft. Der Pfleger in Erding musste die Genehmigung des damaligen Zehethofsinhabers Dr. Hieronymus Nadler in München einholen und erst dann konnte er den Übeltäter zur Rechenschaft ziehen.
1600 Besitzer ist der Münchener Stadtoberrichter Ferdinand Nadler. Dann ging der Hof durch Heirat auf den Münchener Oberrichter Ferdinand Hörl zu Wattersdorf über.
1617 ehelichte Wolfgang Hofsingldinger, Zehetmairsohn von Aufkirchen die Barbara, Tochter des Sigmund Schweinhammer in Moosinning. Wolfgang Hofsingldinger wurde am 18.05.1632 durch die Schweden erschossen. Kaspar Zehetmaier ehelichte seine Witwe Barbara, ein Datum hierfür ist leider nicht bekannt.
1655 Eheschließung von Melchior Zehetmaier mit Anna Haus.
1676 war der Hof im Eigentum des Georg Gugler, der auch das Schloss Zeilhofen besaß.
In den folgenden Jahren waren die Besitzverhältnisse laut Familienbuch des Archivs des Erzbischöflichen Ordinariats München nicht ganz klar. Es existieren folgende Einträge, allerdings jeweils ohne Jahresangabe:
Martin Zehetmair, geboren 1640, verstorben 1715, verehelichte sich mit Maria (1639 bis 1695) und Martin Ismaier, geboren 1672, verstorben 1732, ehelichte eine Apollonia Singldinger (1681 bis 1728).
1733 erfolgte die Eheschließung von Melchior Ismaier, vermutlich ein Nachkomme von Martin, verstorben 1742, mit Katharina Neumaier aus Kempfing, geboren 1712.
Im Jahre 1742 heiratete der Kaspar Eschbaumer, verstorben 1776, die Witwe von Melchior. Katharina verstarb 1772 mit 71 Jahren.
1776 heiratete der Kaspar Eschbaumer junior die Apollonia Rußwurm von Kempfing (Huber von Kempfing). Der Hof hatte zu diesem Zeitpunkt eine Größe von 230,89 Tagwerk.
Nach 1800 war der Hof in Besitz von Peter Wimmer (geboren 1791), Sohn des Loherbauern zu Eching, verstorben 1837, der im Jahre 1821 die Witwe von Kaspar Eschbaumer (Apollonia war Nachfolge- besitzerin 1788 bis 1842) heiratete.
1833 erfolgte der Übergang des Anwesens an Sebastian Eschbaumer, (1804 bis 1841), der aus Papferding bei Kirchasch stammte durch Eheschließung mit Apollonia, Witwe des Peter Wimmer und bereits deren dritte Ehe.
1848 Nachfolgebesitzerin wurde die Maria Wimmer. Übergeben wurde der ganze Zehetmairhof mit den unausscheidbaren halben Schönhuben und der halben Blumhub mit insgesamt 254,62 Tagwerk Grund und im Anschlag von 15.875 Gulden.
Die Maria (1823 bis 1907) heiratete 1848 mit Dispens wegen Verwandtschaft III. Grades den Wolfgang Eschbaumer (1826 – 1903). Dieser war von 1865 bis 1875 und von 1882 bis 1896 langjähriger Gemeindevorsteher (Bürgermeister) von Moosinning.
Auch dessen Sohn Anton Eschbaumer (1850 – 1935), Hoferbe seit 1892, führte neben dem 200 Tagwerk zählenden Bauernhof von 1900 bis 1911 die Geschicke der Gemeinde. Seine Ehefrau Maria lebte von 1848 – 1910.

Im Jahre 1910 ging der Hof durch Erbfolge an Anton Eschbaumer (jun.) über, 1927 erfolgte die Hofübergabe an Eschbaumer Kaspar und Maria durch Eheschließung und Ehevertrag und schließlich 1962 durch Eheschließung und Ehevertrag an Eschbaumer Georg (1925 bis 2007) und Anna, geb. Eberl (1938 bis 2021). Bis zum heutigen Tag ist der Hof im Eigentum der Familie Eschbaumer.




