Die Pestkapelle
- Josef Romir
- 9. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Sept.
Auch: Sebastian- und Rochuskapelle

Erklärung:
Über das Grassieren der Pest in Moosinning und die Errichtung dieser Gelöbniskapelle an der jetzigen Erdinger- / Freisingerstrasse gibt es detaillierte Veröffentlichungen unserer Ortschronisten:
Dr. Joseph Burgholzer, königlicher Oberregistrator (1758 bis 1831)
Joseph Gammel, Pfarrer und Heimatforscher (1901 bis 1959)
Rupert Krieger, Lehrer und Chronist (1899 bis 1971)
Josef Forster, Geistlicher Rat und Heimatforscher (1904 bis 1987)
Rudolf Bayerl, Bürgermeister und Chronist (1929 bis 2015)
Die Pest, auch schwarze Pest genannt, ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die unbehandelt unweigerlich zum Tode führt.
Dieser Seuche fielen zwischen 1346 und 1353 schätzungsweise 25 Millionen Menschen zum Opfer – ein Drittel der damals auf dem Kontinent lebenden Bevölkerung. Ursächlich für diese furchtbare Krankheit war speziell bei uns in Bayern die allgemeine Hungersnot während des 30-jährigen Krieges von 1618 bis 1648, bei dem in Moosinning 1632 im schwedischen Krieg und 1633 dann durch die kaiserlichen Truppen zahlreiche Einwohner umkamen.
Der Krieg brachte Hungersnot, die Soldaten stahlen das Vieh, die Dienstboten waren geflohen und die Felder konnten nicht mehr bewirtschaftet werden. So kam eins zum andern.
Gammel berichtet, dass allein im schlimmen Pest-Jahr 1634 mindestens 44 Personen starben (gewöhnlich waren nur 5 bis 10 Todesfälle pro Jahr) und Krieger sprach davon, dass 1650 die Pest zurückkehrte und „ganze Familien ausrottete“.
Der Überlieferung nach sollen die letzten 11 überlebenden Inninger aus Dankbarkeit für ihre Rettung (lt. Gammel im Jahre 1650) die Pestkapelle im unteren Dorf errichtet und dem Hl. Sebastian und dem Hl. Rochus, zwei Pestheiligen, geweiht haben, nachdem Bischof Veit Adam von Freising (1618 bis 1651) die Genehmigung hierzu erteilt hatte.
Eine detaillierte Zusammenfassung der damaligen Geschehnisse ebenso wie Renovierungs- und Restaurationsarbeiten findet man beschrieben inden Unterlagen von Rudolf Bayerls „Sachbeiträge zur Geschichte der Gemeinde Moosinning“.
Die Kapelle mit einem vierpassförmigen Grundriss ist in dem Verzeichnis der Kunstdenkmäler Bayerns, Band Oberbayern IV, Stadt München 1902, Seite 1269 aufgeführt. Sie steht unter Denkmalschutz und ist in der Denkmalliste des Landkreises Erding wie folgt eingetragen:
„Kath. Kapel St Sebastian und St. Rochus (im Unterdorf) errichtet 1651, Zentralbau über vierpassartigem Grundriss mit Ausstattung (Flur Nr. 158)“.
Darüber hinaus scheint auch ein gemeindlicher Pestacker auf der Flurnummer 304 zu existieren, da die Pesttoten nicht auf dem Friedhof beerdigt werden haben dürfen. Der Beweis hierfür ist aber letztendlich noch nicht erbracht.
Seit jeher wurde die Kapelle auch regelmäßig für Gebete und Totengedenken genutzt, insbesondere wurde am Sonntagmittag bis Dezember 2016 immer ein Rosenkranz gebetet:

Viele Moosinningerinnen und Moosinninger haben sich im Laufe der letzten fast 400 Jahre ihres Bestehens um die Kapelle gekümmert. Eine von ihnen, die Sophie Humplmair (1933 bis 2025), die von 1999 bis 2016 die Kapelle behütete, hat ein Jahr vor ihrem Tode hierzu die folgende Zeilen verfasst:

Anmerkung:
Zum 300-jährigen Bestehen der Pestkapelle wurde im Jahre 1949/50 ein Modell der Pestkapelle gezimmert. Verantwortlich zeichneten hierfür der Wagner Emil Damaschke und der Nikolaus Zehetmair. Das Bild entstand vor seinem Wagner-Betrieb, siehe auch „beim Untern Wagner“.

Nachdem Sophie Humplmair im Dezember 2016 ihre ehrenamtliche Tätigkeit eingestellt hat, betreut die Nachbarin Maria Zehetmair die Kapelle und sieht dort nach dem Rechten.
Das Beten des Sonntagsrosenkranzes wurde ebenfalls Ende 2016 eingestellt.



