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Beim Oberwirt

  • Josef Romir
  • 24. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. Sept.

Heute: Familie Eibl - Moosinning, Kirchenstraße 8

Früher: Moosinning, Haus Nr. 3


Aufnahme aus dem Frühjahr 2024
Aufnahme aus dem Frühjahr 2024

Der Hofname „Oberwirt“ wurde zur Unterscheidung vom nicht mehr existierenden „Mitterwirt“ verwendet. Der „Mitterwirt“ war bis ins 19. Jahrhundert die einzige Wirtschaft in Moosinning. Der Standort war dort, wo zwischen 1935 und 1971 der Sitz der Gemeindeverwaltung war, heutige Adresse ist der St.-Emmeram-Weg 9.

Das Anwesen „beim Oberwirt“ beherbergte ab 1862 die vom Eigentümer Schüßler betriebene Bäckerei. Im Jahre 1865 errichtete er ein Wirtshaus.


Die erste urkundliche Erwähnung im Familienbuch des Archivs des Erzbischöflichen Ordinariats München ist aus dem Jahre 1846. Da heiratete der damalige Eigentümer Bauer Leopold, Maurer von Beruf und 1818 geboren, die Ursula Nagel. Die beiden zogen 1853 nach Freising und verkauften das Anwesen für 1.800 Gulden an Häusler Anton, einem gelernten Bäcker, 1817 geboren und an seine Frau Magdalena.

Anton wiederum verkaufte 1862 nach dem Tod seiner Ehefrau und zog nach Klettham.

Die neuen Besitzer wurden Schüßler Gustav, geboren 1832 und Therese, geborene Macht, durch Kauf und errichteten eine Bäckerei. Nach dem Tode der Theres 1864 konnte Gustav die Bäckerei und das zugehörige Anwesen mit 18,89 Tagwerk Grund nicht weiter betreiben und versuchte sich ab 1865 als Wirt. Er war aber auch als Wirt nicht erfolgreich, verkaufte das Anwesen um sich danach in der Moosinninger Birkenalle 9 (heute Familie Mehringer) einzukaufen.

Anmerkung: Der Hofname „Schüßler“ blieb bis heute erhalten.

Schon 1866 wurde die Hofstelle von Ambrosius Kastner, geb. 1820, und Maria, geborene Held, Wirtstochter aus Buch, Eheschließung 1861, in Gütergemeinschaft erkauft für 5.000 Gulden. Kastner erhielt die Konzession für die Wirtschaft, vorher war er Bäcker in Reisbach.

1881 verkaufte die Erbin Maria die Wirtschaft und das stattliche Anwesen mit jetzt 63,05 Tagwerk an Martin Aigner aus Giggenhausen.

1882 heiratete Martin Aigner die Anna Graf. Beide konnten das Anwesen jedoch auch nicht halten und so wurde es 1883 von Ferstl Michael, Bräu in Erding, um 12.000 Mark ersteigert

und 1886 von Ferstl Michael und Frauenhofer Therese übernommen, doch bereits 1891 wieder an Stegmaier Michael und Maria verkauft.

Anmerkung: Ferstl Michael, Bräu und Ökonom, war von 1900 bis 1905 zugleich Bürgermeister der Stadt Erding.

Die Witwe Maria heiratete 1892 den Kaspar Eschbaumer und wurde nach dessen Tod 1914 Alleineigentümerin. Im selben Jahr legte allerdings dann ein Feuer Stall, Stadel und Wohnhaus in Schutt und Asche.

1919 wurde das Anwesen von Eschbaumer Josef (1887 bis 1964) und Anna (1888 bis 1967) übernommen.

Anmerkung: In die Zeit der Eschbaumers fiel auch der erste Bierliefervertrag mit dem staatlichen Hofbräuhaus, München.

Am 3. Mai 2025 wurde gemeinsam mit den Hofbräuhaus-Vertretern ausgiebige 120-Jahre Bierbezug gefeiert.


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Eschbaumer Josef musste aus finanziellen Gründen immer wieder Grundstücke abgeben. So erfolgte ab 1921 der Verkauf von Flur Nr. 62 1/3 (nicht der Hofstelle) an Zehetmair Anton für die Errichtung einer Schreinerei mit der Auflage eines Ausschankverbots (Grundstücke des ehemaligen Mitterwirts / alte Gemeindekanzlei und der Familie Fruth, St-Emmeram-Weg) und 1929 erwarben von den beiden Eschbaumers der Webersberger Max und Anna mit der Flur Nr. 970 ½ einen Bauplatz, heute St-Emmeram-Weg 10, siehe auch „beim Hiendl


Gasthaus Oberwirt, Moosinning, Kirchenstraße 8 - Aufnahme von 1958
Gasthaus Oberwirt, Moosinning, Kirchenstraße 8 - Aufnahme von 1958

1939 wurde das Anwesen von Josef Burger, Gastwirtssohn aus Helfenbrunn bei Kirchdorf an der Amper und zuletzt Wirt im Gasthaus „zum Kraftwerk“ in Neufinsing ersteigert, die Eschbaumers erwarben mit dem Geld ein Grundstück an der Ismaninger Straße in Moosinnig, siehe auch „beim Wirts-Done“.

Im Jahre 1941 sind Burger Josef und Therese, geborene Kraft als gemeinsame Eigentümer durch Ehevertrag eingetragen. Die neue Eigentümerin war ab 1944 Burger Therese, nach dem Tode von Josef der 1943 im Krieg gefallen war.

Sie verheiratet sich mit dem Nachbarn Brummer Ludwig, siehe auch „beim Obermetzger“. Nach dem Tode von Ludwig wurde sie Alleineigentümerin durch Erbfolge.


Original-Tasse aus der Zeit nach 1945
Original-Tasse aus der Zeit nach 1945

Anmerkung: Die Therese Kraft startete in den 1930er Jahren nach Amerika und absolvierte in New York eine Lehre zur Köchin. Nach Kriegsende kamen ihr die dort erworbenen Englisch-Kenntnisse bei den amerikanischen Besatzern natürlich zugute.

Sie musste in den ersten Nachkriegsmonaten akzeptieren, dass die US-Armee das Wirtshaus in Beschlag nahm, um von dort aus den zivilen Frieden zu sichern.

Ebenfalls musste sie genauso wie viele andere Wirtsleute in dieser Zeit Flüchtlinge und Heimatvertriebene beherbergen. 1944/45 waren auch die Schulen so überfüllt, dass (nach Bayerl) der Unterricht bis zum Ende des Schuljahres 1945 in den Sälen vom Pelzwirt und vom Oberwirt stattfand.

Im Juni/Juli 1946 kamen in der Gemeinde zusätzlich Familien mit rund 200 Personen an, die aufgrund der Potsdamer Beschlüsse aus dem Sudetenland ausgewiesen wurden. Auch hier wurden vorübergehend Menschen im Saal des Oberwirts untergebracht.

1965 wurden die neuen Eigentümer Sohn Burger Josef und Marianne, geborene Haas aus Obergeislbach, durch Übergabe und Ehevertrag.

Ihnen folgte Tochter Marietta Burger-Braun, verehelicht seit 1987 mit Martin Braun aus Moosburg. Die Wirtschaft mit den Nebengebäuden wurde 2023 an die Tochter Marina weitergegeben. Im selben Jahr heiratete Marina Braun den Simon Eibl aus Berglern.

Die Landwirtschaft wurde von Sohn Joseph Braun bereits im Jahre 2016 in den Urtelweg abgesiedelt („da Urtelbauer“). Joseph bezog dort Anfang 2023 das neu errichtete Heim. 2024 heiratete er die Michaela Fehringer aus Kasing (Landkreis Eichstätt).


Aufnahme der Wirtschaft beim Oberwirt, ungefähr 1980
Aufnahme der Wirtschaft beim Oberwirt, ungefähr 1980

 
 
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